Autohaus Hanstedt
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Der Geidenhof platzte gestern Abend aus allen Nähten. Das Podiumsgespräch mit allen neun Kandidaten für den Wahlkreis 36 stieß auf eine sehr große Resonanz.
 

Diskussionsfreudig und offen

Hanstedt. 06.02.2025. Am gestrigen Abend fand im Alten Geidenhof das mit Spannung erwartete Podiumsgespräch der Direktkandidaten und -kandidatinnen zur Bundestagswahl statt. Die Veranstaltung war von einigen engagierten Bürgern aus Hanstedt organisiert worden und wurde von Pierre Weiß mit dem Satz "Wir wollen mit Ihnen den Austausch gestalten" eröffnet. Ziel war es, allen Interessierten die Gelegenheit zu bieten, die politischen Vertreterinnen und Vertreter persönlich im Gespräch kennenzulernen und mit der Veranstaltung im besten Fall ein besseres Gefühl für die eigene Wahlentscheidung zu ermöglichen.

Moderator Gerhard Schierhorn konnte rund 160 Besucher begrüßen – eine überraschend hohe Teilnehmerzahl, die den Saal im Alten Geidenhof an seine Kapazitätsgrenzen brachte. Vorab wurden klare Spielregeln für die Debatte festgelegt, und die Kandidaten nahmen in einer Reihe in bunter Mischung vor den Zuschauerreihen Platz.
 
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Nach einer Vorstellungsrunde mit jeweils vier bis fünf Minuten Redezeit begann die Fragerunde. Gleich zu Beginn wurde die CDU-Kandidatin Cornell Babendererde zu den beiden heftig diskutierten Bundestagsanträgen ihrer Partei in der vergangenen Woche befragt. Sie verteidigte die Haltung von Friedrich Merz und der CDU und entgegnete, dass sie die Empörung nicht nachvollziehen könne: "Wir müssen die illegale Immigration regeln. Das ist unsere Pflicht", betonte sie.

Svenja Stadler, Direktkandidatin der SPD, hob auf ihre Frage zu den positiven Veränderungen in der Legislaturperiode Erfolge wie die Erhöhung des Mindestlohns und den gut vorangekommenen Ausbau erneuerbarer Energien hervor. Frerk Meyer vom Bündnis 90/Die Grünen sprach sich für eine verstärkte und bessere Wohnraumpolitik und die Mietpreisbremse aus. Michael Riedel von VOLT monierte in seinem Redebeitrag, man habe in Deutschland ein bürokratisches Monster geschaffen und schlug vor, in vielen Bereichen einmal auf andere Länder zu schauen, wo vieles praktikabeler und besser laufe. Henning Schwieger von der AFD verteidigte die geplanten Steuervergünstigungen seiner Partei, die unter anderem mit dem Abbau von Subventionen, darunter auch die für Windkraftanlagen, gegenfinanziert werden sollen. Auf die Frage eines Landwirtes, weshalb die AFD denn weiterhin auf fossile Energieträger setzen wolle, antwortete Schwieger, nur auf Wind- und Solarenergie zu bauen, würde volkswirtschaftlich aus Sicht der AFD keinen Sinn ergeben. Dabei verwies er auf die sogenannten Dunkelflauten, erntete damit aber Zwischenrufe, weil er dabei die Energieerträge von Biogasanlagen sowie Speichermöglichkeiten unberücksichtigt lassen würde.
 
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Um die angekündigten Steuererleichterungen der CDU drehte sich ebenfalls eine Frage, und zwar im Hinblick auf die Schuldenbremse: "Wie wollen Sie das managen?", fragte eine Zuhörerin. Die CDU-Kandidatin entgegnete, die Gegenfinanzierung sei auf die nächsten vier Jahre ausgelegt. Großes Einsparpotential sehe die CDU auch durch die Bekämpfung der illegalen Immigration und die Abschaffung des Bürgergeldes.

Ingmar Schmidt von der FDP nannte Digitalisierung, Bürokratieabbau und Steuersenkungen als Prioritäten. Andreas Oppermann, Freie Wähler, stellte auf eine Frage zum Bildungsföderalismus  das Bildungssystem infrage und forderte eine bundesweite Reform, damit jeder die gleichen Möglichkeiten habe. Der einzige parteilose Kandidat Jochen Manske erinnerte in seinem Wortbeitrag an eine dringend benötige Zuwanderung, sieht aber Probleme, weil Deutschland im Ausland zwischenzeitlich mehr und mehr als fremdenfeindlich gesehen werde. "Wir brauchen grundsätzliche strukturelle Änderungen", forderte er.
 
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In den jeweiligen Schlussworten versuchten alle Kandidaten dann nochmals ihre Standpunkte deutlich zu machen. Frerk Meyer (Bündnis 90/Die Grünen) führte dabei an, dass in der Diskussion die Themen Klimawandel und Naturschutz für ihn zu kurz gekommen seien: "Die Klimawende gelingt", stellte er fest. "Viele Verwaltungsvorschriften müssen weg und für jedes neue Gesetz müssen zwei andere abgeschafft werden", betonte Andreas Oppermann von den Freien Wählern. Bessere Bildung, eine Wirtschaftswende und Einigkeit in Europa, das sind die Punkte die für Ingmar Schmidt (FDP) zwingend notwendig sind.

Henning Schwieger von der AFD fordert keine weitere Verschandelung der Landschaft durch Windkraftanlagen. In großer Sorge zeigte sich Michael Riedel von Volt in seiner Schlussrede: "Die globale Ordnung zerbröselt, deshalb setzt sich Volt für ein starkes Europa ein. Wir müssen jetzt Brücken bauen." Steffen Wetzel von den Linken treibt das Pflegesystem um, dass sich derzeit zu Tode verwalten würde: "Wir müssen die Pflege in kommunale Hände geben."

Gerhard Schierhorn, der den Gesprächsabend souverän moderiert hatte, fasste gegen Ende der Veranstaltung zusammen, dass alle Kandidaten diskussionsfreudig und offen gewesen seien. "Wir sind aber vor allem auch stolz, dass es uns überhaupt gelungen ist, alle neun Direktkandidaten hierher nach Hanstedt zu holen", betonte der ehemalige Bürgermeister. Insgesamt ging es während des Abends um Punkte aus der Bundespolitik, die aber dann doch alle jeweils nur sehr kurz angerissen werden konnten. Zwar wurde das Podiumsgespräch insgesamt von allen positiv bewertet, ob es tatsächlich für neue und andere Aspekte bei der Wahlentscheidung am 23. Februar hilft, bleibt offen.